Kurze Geschichte El Salvadors
El Salvador ist ein kleines Land mit einer Fläche von etwas über 21.000 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von ungefähr 6 Millionen. Dies führt zu einer hohen Bevölkerungsdichte. In der Geschichte wurde das Land hauptsächlich für den Kaffee- und Zuckeranbau genutzt und von einer kleinen Oligarchie beherrscht, die man „die 14 Familien“ nannte. Die lokale Oligarchie hing stets von ausländischen Staaten und deren Ökonomien ab: zunächst von der deutschen und britischen und ab den 1930er Jahren von den US-amerikanischen. Der Status quo wurde von der Armee aufrecht erhalten, während der große Teil der armen, indigenen Bevölkerung in Armut, ohne politische Rechte und unter ständiger Repression lebte. Gebraucht wurde sie nur, um als Wanderarbeiter-Armee besonders auf den Kaffeeplantagen zu arbeiten.
Will man die moderne Geschichte El Salvadors verstehen, muss man wissen, dass 1932 bei einem Aufstand 30.000 Menschen von der Armee massakriert wurden. Angeführt und organisiert wurde der Aufstand unter anderem von Farabundo Marti, einem kommunistischen Leader. Er war der Namensgeber für die bewaffnete nationale Befreiungsbewegung Frente Farabundo Marti para la Liberación Nacional (FMLN), die sich bildete, als ab den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts keine legale Opposition mehr möglich war. Die UNO vermittelte 1992 einen Frieden zwischen den Bürgerkriegsparteien. Die FMLN wandelte sich in eine politische Partei und gewann 2009 und 2014 – nachdem zuvor ultrarechte Regierungen an der Macht waren – die Präsidentschaftswahlen. Zwar konnte sie einige der großen Probleme des Landes wie Armut, Analphabetismus und fehlende Gesundheitsversorgung angehen, jedoch die großen Erwartungen der Bevölkerung nicht erfüllen. 2019 gewann der smarte Newcomer Nayib Bukele, der ohne klares politisches Programm antrat, überraschend deutlich die Präsidentschaftswahlen. Dabei genügte ihm der Hinweis, er sei nicht korrupt und gehöre nicht zu den „alten Mächten“.
Vermutlich wird er einen pragmatisch-konservativen und USA-freundlichen Kurs einschlagen.
Vom Kaffeeboykott zum solidarischen Kaffeehandel mit El Salvador – Ein paar Worte zur Geschichte der Kaffeekampagne El Salvador
In den späten 1980er Jahren begann die Geschichte der Kaffeekampagne mit dem Aufruf zum Boykott von Kaffee aus El Salvador. Die salvadorianische Kaffeewirtschaft gehörte fast ausschließlich der Oligarchie der berühmt-berüchtigten 14 Familien, die sich das Land und seine ertragreichen Vulkanböden im 19. Jahrhundert gewaltsam angeeignet hatten. Kaffee war viele Jahrzehnte das wichtigste Exportgut El Salvadors, er erlaubte der Oligarchie, den 1980 begonnenen Krieg gegen die arme und entrechtete Bevölkerung zu finanzieren und damit zu führen. Genau dies sollte der Boykottaufruf skandalisieren, weil an dem Kaffee aus El Salvador „Blut klebte“, wie es auf damaligen Flyern und Aufklebern stand.
Als 1992 der Bürgerkrieg mit einem von der UNO vermittelten Friedensvertrag zwischen der linken Befreiungsbewegung FMLN und dem rechten ARENA-Regime endete, beschloss die Kaffeekampagne nicht nur ein Ende des Boykottaufrufes. Sie begann auch, Kaffee aus El Salvador, der von Kooperativen (und nicht der Oligarchie) produziert wurde, über die alternativen Vertriebswege des solidarischen Handels in Deutschland zu vermarkten. Die Kaffeekooperativen waren ein Teil der sozialen Bewegungen in El Salvador, die sich auch nach 1992 – trotz vieler Schwierigkeiten – für eine gerechtere Landverteilung und menschenwürdige Lebensbedingungen mit Zugang zu Bildung, Gesundheit und politischer Teilhabe einsetzten. Dies sollte und soll mit dem alternativen Kaffeehandel mit „La Cortadora – Kaffee für Land und Freiheit“ unterstützt werden.
Der Kaffeehandel mit Kooperativen in El Salvador bot der Kaffeekampagne zudem die Möglichkeit, weiter über die sozialen und politischen Entwicklungen in dem zentralamerikanischen Land zu berichten und Solidarität praktisch werden zu lassen.
Eine ausführlichere Darstellung der Geschichte der Kaffeekampagne findet Ihr in dem Beitrag „Ziemlich gute Freundinnen. Die ila und La Cortadora, die salvadorianische Kaffeepflückerin“, der in der Zeitschrift ila Nr. 400 im November 2016 erschienen ist.