Vormalige Agrarreformkooperative Santa Adelaida, Municipio de Comasagua, Departamento de La Libertad
(Asociación Cooperativa de Producción Agropecuaria Santa Adelaida de R.L., ACOPASA de R.L.)
Die Kooperative hat 180 Genoss*innen, von denen immer mehr bereits in Rente sind. (Früher bekamen diese 50 US-Dollar Rente pro Monat aus Mitteln der Kooperative, heute gibt es kein Geld mehr dafür.) Sie bewirtschaftet insgesamt 1.900 manzanas (eine manzana entspricht 0,7 ha), von denen 900 manzanas mit Kaffee bepflanzt sind. 650 manzanas davon leiden seit über sechs Jahren unter starkem Befall mit Roya (Kaffeerost) und Antracnosis (ebenfalls eine Pilzkrankheit, die oft zusätzlich zur Roya auftritt; sie tritt auf, wenn die Kaffeepflanzen zu viel Schatten haben, in feuchtem Milieu und die Pflanzung schlecht durchlüftet ist; die Blätter und Kaffeekirschen werden befallen, verfärben sich schwarz und fallen ab).
Unsere Gesprächspartnerin, Esther Nerio Gutiérrez, nennt diesen, den größten Teil der Kaffeepflanzung, „cafetal perdido“, verloren. Die Kooperative hat mit der Erneuerung der Plantage angefangen, mit der Varietät Cuscatleco, die sie von der Regierung bekommen hat. Diese Sorte ist zwar resistent gegen die Roya, hat aber eine geringere Lebensdauer, nämlich nur 8-10 Jahre, verglichen mit den ca. 60 Jahren, die die klassische Bourbon-Sorte Ertrag bringt. Auch ist die Qualität des Kaffees bei dieser Roya-resistenten Varietät schlechter.
Bisher wurden im Tablón (Teilbereich der Plantage) Los Castillos 8 manzanas neu bepflanzt. Zusammen mit Esther haben wir die Tablones Los Castillos und Tanque de Arrieto, wo zurzeit geerntet wird, besucht. (Es arbeitet nur eine cuadrilla, eine Gruppe von 30 Männern, Frauen und Kindern.) Diese beiden Tablones sind Anexos, Nebenstellen, der eigentlichen Finca, die den Namen Santa Adelaida trägt und wo die besten Erträge erzielt werden. Die Kaffeeplücker*innen bekommen in der noch andauernden Ernte 2017/2018 1,60 US-Dollar pro arroba (Hohlmaß, entspricht 11,34 kg). Die Kooperative erwartet 200 US-Dollar pro quintal (entspricht 4 arrobas oder 100 libras = 100 Pfund = 45,36 kg), falls sie ihren Kaffee exportieren kann. (Der Weltmarktpreis liegt bei 125 US-Dollar pro quintal, C-Kontrakt an der New Yorker Warenterminbörse.) Wahrscheinlicher ist aber, dass sie ihn intern verkaufen wird müssen, dann für ca. 150 US-Dollar pro quintal. Das ist auch der Preis, den die Kooperative in der letzten Ernte 2016/2017 im Export erzielt hat. Auf die Frage, ob noch überlegt wird, zum organischen Anbau zurückzukehren, lautet die Antwort, dass viele Kooperativen-Mitglieder meinen, dass der Bioanbau für den Roya-Befall verantwortlich war.
Antrocnosis-Befall in Santa Adelaida
Außerdem ist es teurer, Kompost zu machen, als Mineraldünger zu kaufen. Zurzeit gibt es aber kein Geld, weder für das eine noch das andere. Auch für einen Notar ist kein Geld da, den sie bräuchten, um die Statuten der Kooperative zu ändern: bislang konnte nur jemand socio oder socia, Genosse oder Genossin, werden, wenn jemand anderes verstarb; das wollen sie ändern; in Zukunft soll die Übergabe ab einem bestimmten Rentenalter erfolgen. Nach einer Beurteilung der acht Jahre gefragt, die die FMLN inzwischen an der Regierung ist, heißt es, dass es viele Versprechen gegeben hat, aber außer den Roya-resistenten Pflanzen nichts gekommen ist.
Was die interne Situation der Kooperative betrifft, deutet Esther an, dass ihr Vorgänger als Präsident, Maximo, in den zwei Perioden zu je drei Jahren, die er Präsident war, nichts gemacht hat. Jetzt haben sie 2,5 Millionen US-Dollar Schulden bei der staatlichen Banco de Fomento Agropecuario (BFA, landwirtschaftliche Entwicklungsbank) und der Verwaltungsrat der Kooperative hat überlegt, zwei Anexos zu verkaufen, um aus den Schulden raus zu kommen. Briefe an den Landwirtschaftsminister und den Vizepräsidenten sind unbeantwortet geblieben, und die BFA will Santa Adelaida keine neuen Kredite geben, weshalb die Leute seit vier Monaten umsonst arbeiten, denn sie wollen die Kooperative auf keinen Fall verlieren. Für die Pflegearbeiten haben sie von der Nichtregierungsorganisation Acua Unterstützung bekommen, um Löhne bezahlen zu können. Die Endreinigung von Hand, die preparación europea, wird nicht gemacht, weil diese jetzt mit Mindestlohn bezahlt werden müsste, wofür die Kooperative eben auch kein Geld hat. Wo dafür früher 1.000 US-Dollar gebraucht wurden, bräuchte man heute 2.000. Esther erzählt, dass sie vor drei Monaten überlegt hat, ihr Amt als Präsidentin niederzulegen. „Ich bin schon richtig verzweifelt.“ Zum Schluss macht Esther darauf aufmerksam, dass es wegen des finanziellen Engpasses noch Tablones gibt, die nicht gespritzt wurden, auf denen also noch Biokaffee wächst. Der ist aber nicht zertifiziert, weshalb Anne von der MITKA meint, dass ein neuer Umstellungsplan aufgestellt werden müsste, und die MITKA dann frühestens im Erntejahr 2020/20121 wieder bei Santa Adelaida kaufen könnte. Es gibt noch keine Verhandlungen mit OCIA über einen neuen Umstellungsplan.
Vermutlich bräuchte Santa Adelaida Unterstützung, um solche Verhandlungen einzuleiten und zu führen.
(aus dem Bericht zur Reise der Kaffeekampagne 4.Januar 2018)